Pressemitteilung und Rede FCKEigenheim – Kundgebung Mietenstopp 28.08.2021

Reutlingen, 28. August 2021. Der Fanclub Kollektives Eigenheim e.V. hat als Mitglied der bundesweiten Mietenstopp-Kampagne zu einer Kundgebung auf dem Reutlinger Marktplatz eingeladen. Die Kampagne fordert einen Mietendeckel auf Bundesebene. Es sprachen Vertreter:innen von Bündnis 90 Die Grünen, LINKE, SPD, Linke Liste, Grünen und Unabhängigen sowie vom Fanclub selbst. Eingeladen waren die Vertreter:innen aller demokratischen Parteien im Gemeinderat. Der einstündigen Kundgebung folgten trotz schlechter Wetterprognose zeitweise bis zu 75 Personen, denn auch bei Vorbeigehenden sorgten die Redebeiträge für großes Interesse.

Der Fanclub Kollektives Eigenheim e.V., welcher auf dem leerstehenden Gelände der Kaiserstraße 39 nach einer Besetzung im Jahr 2019 nun solidarischen Wohnraum im Sinne des Mietshäuser Syndikatsmodell schaffen möchte, hatte für diesen Samstag zu einer Kundgebung auf dem Reutlinger Marktplatz eingeladen. Gefolgt waren der Einladung die SPD, die Grünen sowie die LINKE und deren kommunale Listen.

Gleich zu Beginn erklärte Annika Janisch vom Fanclub wie unzufrieden sie mit der bisherigen Entwicklung im Reutlinger Gemeinderat ist. “Damals haben wir uns mit fast allen Fraktionen des Gemeinderats getroffen. Fast alle haben versprochen, sich damit auseinanderzusetzen. Passiert ist seitdem leider nicht sehr viel. Im Gegenteil. In seiner jüngsten Entscheidung zum Haushalt hat der Gemeinderat sogar beschlossen, das millionenschwere Corona-Loch zu Lasten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG zu stopfen.”, fasste Janisch zusammen und resümierte: “Der verursachte Schaden für den sozialen Wohnungsbau wird langfristig sein. Das ist keine vernünftige Kommunalpolitik.” Es folgte die Feststellung, dass die großen Probleme des Wohnungsmarkts zwar nur auf Bundesebene gelöst werden können, “Kommunalpolitisch besteht aber auch ein begrenzter Handlungsspielraum und selbst der wurde von unserem Gemeinderat eben bislang nicht genutzt.”, so Janisch weiter. An die Zuhörer:innen gab es daher den Aufruf, sich mit der realen Politik der Parteien vertraut zu machen, also nicht nur auf den Wahlkampf zu schauen, sondern “darauf, wie sich die Parteien bislang verhalten haben”, wenn es um Wohnungspolitik ging. Die Internetseite abgeordnetenwatch.de soll sich laut dem Fanclub dafür sehr gut eignen.

Nach der Rede von Janisch folgten noch Beiträge von den Bundestagsabgeordneten und -kandidat:innen Jessica Tatti (LINKE), Beate Müller-Gemmeke (Grüne) sowie Dr. Ulrich Bausch (SPD). Für die kommunalen Listen sprachen Rüdiger Weckmann (Linke Liste) und Holger Bergmann (Grüne und Unabhängige). Alle waren sich einig, dass der Wohnungsmarkt in keinem guten Zustand ist, erst Recht in Reutlingen. Durchschnittlich zahle man hier beispielsweise für Wohnfläche von Neubauten bis zu 13,40€ pro Quadratmeter. Eine 4-köpfige Familie, die ca. 100m² Wohnraum benötigt, müsste dafür also kalt durchschnittlich 1340€ bezahlen. Auch würde Wohnraum in der Stadt schlichtweg fehlen, leerstehen oder zweckentfremdet werden, was dazu führe, dass die Betroffenen sich in anderen Städten und Dörfern niederlassen und dann in die Stadt pendeln müssen, was sich negativ auf den Klimawandel auswirkt, denn mehr Verkehr führt zur mehr Treibhausgasen wie CO2. Auch kam die Forderung nach mehr Sozialwohnungen durch die GWG auf. Man dürfe ihr nicht die Rücklagen entziehen und sie als Reaktion einfach mehr profitablen Wohnraum bauen lassen, sondern müsse sie im Gegenteil sogar subventionieren und den Anteil an Sozialwohnungen auf bis zu 50% erhöhen.

Während der Kundgebung gab es keine Störung und das Wetter spielte ebenso mit. Der Fanclub blickt daher auf eine erfolgreiche und sicher auch nicht die letzte Kundgebung zurück und bedankt sich bei allen Beteiligten. Man wird keine Ruhe geben, bis es auch in den Köpfen der marktradikalsten Politiker angekommen ist, dass Wohnraum reguliert werden muss, wenn er allen Menschen möglichst gut und günstig zur Verfügung stehen soll. Eine Verpflichtung, die sich aus dem Sozialstaatsprinzip der Bundesrepublik ganz klar ableiten würde.

Die bundesweite Mietenstopp-Demo in Berlin findet übrigens am 11.09.2021 statt. Interessierte können sich über die Internetseite über mietenstopp.de informieren.

Mit solidarischen Grüßen
Fanclub Kollektives Eigenheim e.V.